Herstellung von Tensiden aus landwirtschaftlichen Abfällen. Teil 1: Naturkosmetik

BioBella | 23. April 2012 14:03 Uhr

Herstellung von Tensiden aus Agrarabfällen

In der Landwirtschaft fallen große Mengen an Agrarabfällen an. Schalen oder Halme z.B. wurden bisher als wertlos entsorgt und sollen nun zur Herstellung von Tensiden verwendet werden.

Was bewirken Tenside?

Tenside setzen die Oberflächenspannung von Wasser herab, sodass sich Öl mit Wasser mischen lässt. Anders wäre die Anwendung von Duschgelen oder Haarshampoos nicht möglich. Bis zu 40% Tenside finden sich in Körper-Reinigungsprodukten.

Die Herstellung von Tensiden

Jährlich werden weltweit etwa 18 Mio. Tonnen Tenside produziert – großteils erfolgt die Herstellung der Tenside auf chemischem Weg und auf Erdölbasis. Etwa 25% werden aus nachwachsenden Rohstoffen wie Kokos- oder Palmöl hergestellt. Wobei hier anzumerken ist, dass der Anteil, der für Kosmetik zum Einsatz kommt verschwindend gering ist. Der Großteil dieser Tenside findet Verwendung in Wasch- und Reinigungsmitteln.

Herstellung von Tensiden für Naturkosmetik aus Agrarabfällen

In Zukunft sollen Abfälle aus der ökologischen Landwirtschaft zur Herstellung von Tensiden in Bio-Qualität für die Naturkosmetik genutzt werden.

  • keine Verwendung von Erdöl
  • kein Einsatz von Pestiziden
  • biologisch abbaubar
  • keine Rodungen für neue Anbauflächen
  • Verringerung des Einsatzes von Palmöl

Mikroorganismen zur Herstellung von Bio-Tensiden

Es gibt Mikroorganismen, die waschaktive Stoffe produzieren. Die industrielle Herstellung dieser Bio-Tensiden ist jedoch sehr teuer. Derzeit läuft am Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik (IGB) ein Projekt, welches eine nachhaltige und kostensenkende Herstellung von Bio-Tensiden ermöglichen soll.

Kostengünstige Herstellung von Bio-Tensiden für die Naturkosmetik

Cellulose- oder ölhaltige Abfälle aus der ökol. Landwirtschaft werden für einen biotechnologischen Prozess genutzt. Cellulose wird in seinen Grundbaustein Glukose gespalten, welcher den Mikroorganismen als Zuckermolekül zur Verfügung steht. Verschiedene Bakterien und Pilze bilden aus diesen Zuckern oder auch Ölen Bio-Tenside. Zur industriellen Herstellung von Bio-Tensiden müssen die Mikroorganismen in einem Bioreaktor gezüchtet werden.

Herstellung von Bio-Tensiden bringt viele Vorteile

Im Vergleich zur herkömmlichen Herstellung von Tensiden aus Erdölrohstoffen sind Bio-Tenside umweltverträglicher weil biologisch abbaubar. Aufgrund ihrer komplexeren Struktur besitzen sie sogar ein potenziell größeres Wirkungsspektrum.

Einige Bio-Tenside wirken sogar antimikrobiell, was sie als Bestandteil von Reinigungsmitteln für die Haut interessant macht. Andere Tenside sind Schaumbildner und binden Schmutz, können also in Duschgels und Shampoos Verwendung finden. Die Herstellung der Bio-Tenside erfolgt unter Beachtung strenger ökologischer Bestimmungen, weshalb sie auch im Lebensmittel- und Pharmabereich eingesetzt werden können. Auch die Anwendung in der Umweltsanierung nach Ölkatastrophen oder bei der Detoxifizierung von Abwässern ist geplant.

Nachhaltigkeit durch Herstellung von Bio-Tensiden

Die Herstellung von Bio-Tensiden verringert den Einsatz von Erdöl und abgesehen davon, dass bei Verwendung von Abfallprodukten aus der ökol. Landwirtschaft die Kosten für die Herstellung von Bio-Tensiden gesenkt wird, kann so auch die Nachhaltigkeit von Tensiden gesichert werden.

Bis dieses Verfahren von der Kosmetik-Industrie auch wirklich angewendet werden kann empfehle ich die Verwendung von hochwertiger Naturkosmetik.

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Herstellung von Bio-Tenside

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Bildrechte: Vorschaubild und kleines Artikelbild © Fraunhofer IGB

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Kategorien: Bildung & Wissenschaft, Kosmetik & Pflege, Recyling & Entsorgung, Umwelt & Energie

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5 Comments

  1. regioware.de via Facebook schrieb am 23. April 2012 um 14:18

    Solange die Rohstoffe dann nicht extra angebaut werden, wie es derzeit bei Biogas passiert, find ich das toll!

  2. biokontakte.com via Facebook schrieb am 23. April 2012 um 14:23

    eben nicht! die ABFÄLLE der ökol. landwirtschaft, die bisher entsorgt wurden sollen genutzt werden – das wäre eine tolle möglichkeit! 🙂

  3. Julien Schröder-Gianoncelli via Facebook schrieb am 23. April 2012 um 14:35

    Naja, in Zukunft wird es nötig und gut sein, wenn man Alternativen nachhaltig anbauen kann. Ackerfläche gab es vor einem halben Jahrhundert auch noch viel mehr. Da werden wir genug Platz finden und durch Forschung sicherlich noch effizienter und nachhaltiger anpflanzen können.

  4. Sarah Jehle via Facebook schrieb am 20. Mai 2012 um 16:39

    Um welche „Abfälle“ handelt es sich da konkret, die bislang im Ökoanbau (trotz Prämisse zur weitestgehenden Schließung von Betriebskreisläufen) entsorgt werden?
    Solange für diese „Abfälle“ die Möglichkeit geben sollte, sie zu kompostieren, wäre es deutlich sinnvoller, dies zu tun um sie auf landwirtschaftlichen Betrieben oder im (Hobby)Gartenbau zum Humusaufbau einzusetzen, statt die darin enthaltenen Nährstoffe über GrauWasser aus Haushalten via Kläranlagen in Flüsse und Meere bzw. Binnenseen einzuleiten…

  5. Sarah Jehle via Facebook schrieb am 23. Mai 2012 um 21:58

    Zudem gibt es hierzulande noch ungenutzte und gut nutzbare sehr saponinhaltige (natürl. Tensid) Pflanzen. Ich denke dabei an die Früchte der Roßkastanie und Seifenkraut (Saponaria officinalis). Fände es daher sinnvoller, möglichst effiziente Extraktionsmethoden für diese Saponine zu entwickeln. Dafür brauchts dann auch keine großen und kostspieligen Bioreaktoren.

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