Foodwatch gibt Banken Schuld am Welthunger

BioBella | 20. Oktober 2011 08:24 Uhr

Finanzmarkt-Spekulation mit Agrar-Rohstoffen liegen voll im Trend. Banken wetten auf die Preisentwicklung von Rohstoffen wie Mais oder Weizen und treiben dadurch die Kosten für Nahrungsmittel in die Höhe. Dieser Wahnsinn muss gestoppt werden, denn er fördert den Welthunger.

Der neu erschienene Report „Die Hungermacher – Wie Deutsche Bank, Goldman Sachs & Co auf Kosten der Ärmsten mit Nahrung spekulieren„, herausgegeben von foodwatch erklärt die Zusammenhänge ausführlich.

Rohstoff-Spekulation nimmt überhand

Verträge über Warenlieferungen zu einem festen Preis und einem festen Termin, sogenannte „Futures“ dienen der Planungssicherheit. Abgeschlossen wurden sie bisher immer von Produzenten und Verarbeitern, um sich gegen Preisschwankungen abzusichern – absolut legitim.

Seit der Jahrtausenwende jedoch mischen die Banken gehörig mit und forcieren spekulative Rohstoffpapiere. Angesichts der wachsenden Weltbevölkerung und des begrenzten Angebots gelten diese als sichere Anlage. Die Preisstabilität für den tatsächlichen Handel interessiert hier niemanden. Einzig die langfristige Rendite zählt.

Spekulationen erhöhen Preise  deutlich

Lag bis 1999 der Anteil an zu rein spekulativen Zwecken abgeschlossenen Weizen-Kontrakten noch bei 20 bis 30 %, liegt diese Zahl aktuell bei bis zu 80 %! Daraus resultiert eine künstliche, virtuelle Nachfrage, die die tatsächlichen Preise für Rohstoffe steigen lässt.

Studien zeigen, dass dadurch auch bei uns langfristig bei z.B. Getreide, Speiseöl oder Benzin mit Verteuerungen von bis zu 25 % zu rechnen ist.

Dass die größten Finanzkonzerne (Morgan Stanley, JP Morgan) oder auch die Deutsche Bank eingestiegen ist, zeigt wie lukrativ Rohstoffspekulation ist. Nachdem die Banken über die Gebühren ohne jedes Risiko profitieren, haben sie auch kein Interesse an einer Regulierung.

Die im CSR-Report der Deutschen Bank sich selbst auferlegte Anforderung „sozial und ökologisch möglichst verantwortungsvoll zu handeln“ scheint vergessen.

Profit auf Kosten der Ärmsten

Finanzmarktspekulationen mit Nahrungsmittel sind unverantwortlich, denn steigende Preise verursachen Hunger. Die Preise für die wichtigsten Getreidesorten (Weizen, Mais und Reis) waren 2011 durchschnittlich 150 % höher als im Jahr 2000. Am härtesten trifft es wieder einmal die Menschen in den ärmsten Ländern, die sich so ihre tägliche Nahrung nicht mehr finanzieren können.

So funktioniert das Geschäft mit dem Hunger

Der Spekulant kauft mittels Rohstofffonds am Terminmarkt Reis, was den Reispreis steigen lässt. Nicht weil er etwa den Reis essen will, sondern nur weil er mal eben einige Tonnen in seiner virtuell Speisekammer parkt, um sie später zu einem höheren Preis an die Hungernden zu verkaufen.

Er kauft mit seinem Rohstoffinvestment an der gleichen Börse den gleichen Reis wie die Familie in Indonesien. Für die Familie macht es der Großhändler, für ihn der Fondsmanager. Das Problem der Hungernden in diesen Ländern besteht nicht darin, dass kein Reis da ist, sondern darin, dass sie ihn sich nicht leisten können, weil er zu teuer ist. Und die Spekulanten sind diejenigen, die den Preis mit nach oben treiben, um dann am Elend und der Not dieser Menschen zu verdienen.

Sie finden, dass das nicht in Ordnung ist? Machen Sie mit bei der E-Mail-Aktion „Hände weg vom Acker, Mann!“ gerichtet an Josef Ackermann, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bank und Präsident des Weltbankenverbandes IIF. Nach mehr als 10.000 Protestmails bereits am ersten Tag lenkte die Deutsche Bank ein und kündigte an, diese Geschäfte zu überprüfen und gegebenenfalls Konsequenzen zu ziehen. Eine noch höhere Anzahl an Protestmails – auf jeden Fall im 6-stelligen Bereich – sind hier wünschenswert! Bitte mitmachen!

„Jedes Kind, das in dieser Welt an Hunger stirbt, ist ermordet worden“ (Jean Ziegler)

Es ist ein Skandal in der Wirtschaftswelt. Auf Kosten der Ärmsten wird Gewinn gemacht. Das hemmungslose Spekulieren mit Agrar-Rohstoffen im großen Stil muss verhindert werden.

foodwatch hat die europäische Politik aufgefordert folgende Regulierungsmaßnahmen durchzusetzen:

  • Wirksame Positionslimits: Der rein spekulative Handel mit Rohstoff-Futures muss begrenzt werden.
  • Institutionelle Anleger wie Versicherungen müssen vom Rohstoffgeschäft ausgeschlossen werden.
  • Publikumsfonds und Zertifikate für Rohstoffe müssen verboten werden.

Bildrechte: Vorschaubild und kleines Artikelbild Reis @ Wilhelmine Wulff – Artikelbild hungrige Kinder © Kalifat


 

 

 

 

 

 

 

 

 


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Kategorien: Essen & Trinken, Ethisch & Sozial

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2 Comments

  1. Pingback: Ackermann sagt Prüfung von Rohstoff-Spekulationen zu schrieb am 20. Oktober 2011 um 16:10

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  2. Arno Wagener via Facebook schrieb am 13. November 2011 um 00:33

    Das PDF dazu : http://www.biokontakte.com/wp-content/uploads/2011/10/foodwatch-Report_Die_Hungermacher_Okt-2011_ger.pdf

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