Schoko-Nikolos im Test

BioBella | 28. November 2011 16:10 Uhr

Zu viele Menschen lassen sich von der Werbung beeinflussen und befinden sich bereits im vorweihnachtlichen Konsumrausch.

Auch beim Kauf der Schokonikolos will noch die richtige Entscheidung getroffen werden. Milka, Néstle, Lindt… das Angebot ist kaum zu überblicken. Reihenweise lachen sie aus den Regalen und bringen Kinderaugen zum Glänzen.

Doch während die Augen unserer Kinder vor Freude leuchten, glänzen Tränen in den Augen afrikanischer Kinderarbeiter. Auch Tiere und Umwelt würden weinen, ob der ungerechten Behandlung, die ihnen widerfährt, wenn sie denn könnten.

Was im Schoko-Nikolaus wirklich drinnen  steckt

Das marktcheck.at-Team von Greenpeace fühlt den bärtigen Schokogesellen gehörig auf den (nicht vorhandenen) Schokozahn, um sowohl soziale Aspekte, aber auch Tierschutz und ökologische Kriterien (Inhaltsstoffe, Gentechnik, Transport, Verpackung, Einsatz von Palmöl) genauestens zu überprüfen. Die Studie ist zwar vom letzten Jahr, gibt aber trotzdem einen sehr guten Überblick über die katastrophale Lage. Ganz aktuell (Nov. 2011) wurden statt Schokonikolos herkömmliche Schokoladetafeln getestet, mit einem ebenso schockierenden Ergebnis. Hier die Schoko-Nikolo-Studie und die  aktuelle Schokoladetafel-Studie.

Für alle, die auf oben genannte Kriterien Wert legen, fällt die Schokonikolo-Auswahl leider mehr als mager aus. Man beachte bitte auch, dass gerade die Marke „Ferrero Kinder“ in beiden Fällen bei den schlechtesten Bewertungen zu finden ist!

Lediglich 2 von 23 getesteten Nikolos schaffen es durch positive Bewertungen in allen drei Kategorien aufs marktcheck-Siegertreppchen, der Rest fällt aufgrund von Palmöl- und Gentechnik sowie problematischer Tierhaltung und vor allem Kinderarbeit(!) dem Krampus in die Hände.

Immerhin 8 Produkte schneiden in den Punkten Ökologie und Tierschutz gut ab. Vielleicht sollte man sich überhaupt Gedanken machen, auf traditionelle Nikologaben wie Orangen, Nüsse oder Äpfel zurück zu greifen…

Kindersklaverei im 21. Jahrhundert

Die konventionelle Schokoladenindustrie bezieht ihre Kakaobohnen zu 50% aus dem Kakaoland schlechthin – der Elfenbeinküste.

Jeder vierte Einwohner lebt hier mehr schlecht als recht vom Handel mit dem süßen Gold, was zur Folge hat, dass ganze Familien auf Kleinstplantagen ihr Tagewerk vollbringen. Um die Großfamilien mit dem Nötigsten über Wasser zu halten, müssen bereits die Kleinsten mit Jutesack und Machete gerüstet auf die Plantagen wandern, und das meist 12 Stunden und mehr pro Tag!

Mitten unter ihnen: Kindersklaven

Geschätzte 10.000 Minderjährige sollen unentgeltlich auf den Plantagen ihrer Besitzer schuften, was ihnen nicht nur Heimweh, sondern vor allem gesundheitliche Probleme bereitet. Das Wort „Bildung“ kennen Kinder und Sklaven solcher Kleinstbauern spärlich bis gar nicht, denn um die Schule zu besuchen fehlt das Geld.

Ob und wie viel sie von den Zwischenhändlern für ihre eingefahrene Ernte bekommen, wissen die meisten Bauern nicht.

Leere Versprechen

Bereits 2001 versprachen Großkonzerne wie Mars und Nestle, zumindest die schlimmsten Formen der Kinderarbeit zu unterbinden.

Denn die Schokogiganten, die fleißig riesige Mengen Kakaobohnen von der Elfenbeinküste beziehen, wissen von den desaströsen Umständen, unter denen Familien und insbesondere Kinder leben und arbeiten. Es hält sie jedoch nicht ab davon, gutes Geld damit zu machen.

Die immer wieder angekündigten Verbesserungsaktionen verlaufen jedoch immer wieder im Sand und Kindersklaverei steht in Afrika nach wie vor an der Tagesordnung.

Wie es Fair Trade und BIO besser machen

Dass es auch anders geht, beweist die Fair Trade Kampagne.

Die Bauern die unter dem Schutz des Gütesiegels leben und Kakao anbauen, erhalten für ihre Ernte einen Mindestpreis und zusätzliche Prämien, was in weiterer Folge Sklaverei verhindert, und Kindern eine ausreichende Schulbildung sowie Perspektiven garantiert!

Wenn man jedoch bedenkt, dass Fair Trade Produkte lediglich 1% jener Schokolade ausmacht, die bei uns in den Regalen zu finden ist, schmeckt selbst der süßeste Schokoladennikolo am Ende mehr als bitter…

Mittlerweile gibt es auch schon einige Angebote in Bio-Qualität, die zumindest mit Ökologie und Tierschutz punkten.

Setzen sie deshalb zu Nikolo, am Weihnachtsabend und auch in Zukunft auf BIO-Qualiät und Fair Trade Produkte, die nicht nur den Bauern ein geregeltes Einkommen bieten, sondern die zusätzlich für unbedenkliche sowie einwandfreie Qualität stehen, und zwar in jeder Hinsicht.

Faire Schokolade finden Sie z.B. in Noah’s Laden (Online-Shop)

Eine schöne Möglichkeit wäre aber auch die traditionelle Befüllung des Nikolostiefels. Süße Mandarinen, gesunde Äpfel und leckere Nüsse. Mir ist schon klar, dass das bei Kindern nicht gerade der „Burner“ ist, aber auch ein schönes Buch, ein Puzzle oder gemeinsamer Besuch am Weihnachtsmarkt kann Kinderherzen höher schlagen lassen.

Bittersüße Ironie…

Dass Kinder, die in ihrem Leben täglich mit Kakao zu tun haben, Schokolade noch nie genießen durften und bei der Produktion der süßen Naschereien für unsere Kleinsten nach Strich und Faden ausgebeutet werden, kann und darf nicht sein!

 

Nikologeschenke ohne Schokolade

Bildrechte: Vorschaubild und Artikelbild Schokonikolos © sk design, fotolia.de – Artikelbild traditionelle Nikolo-Geschenke © chocolat01, pixelio.de

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Kategorien: Essen & Trinken, Ethisch & Sozial, Kinder & Familie

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Ein Kommentar

  1. Chris schrieb am 1. März 2012 um 10:27

    Schokolade
    vegan, bio, fairtrade, handarbeit, mit naturstrom, …

    http://www.vegantisch.de

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