Steuer auf Einweg-Getränkeflaschen?

BioBella | 13. Mai 2011 10:24 Uhr

Ein vom Lebensministerium entwickeltes Modell für eine Steuer auf Einweggetränkeflaschen würde die Konsumenten in Österreich mit jährlich bis zu € 670 Mio. belasten. Wird die geplante Massensteuer umgesetzt, bedeutet das Mehrkosten von fast 25% pro Flasche – natürlich für den Konsumenten und nicht für den Hersteller! Von Umweltschützern begrüßt und von der Wirtschaft in Frage gestellt scheiden sich die Geister um den Vorteil für die Umwelt.

Laut Bericht der WKNOE (Wirtschaftskammer Niederösterreich) handelt es sich hierbei nicht um eine umweltpolitische Weichenstellung, sondern um eine reine Geldbeschaffungsaktion. Sie begründen diese Ansicht mit den Ergebnissen einer Studie des renommierten deutschen IFEU Instituts „Öko-Bilanz von Getränkeverpackungen in Österreich, Sachstand 2010“.

Greenpeace & Co kritisieren Studie

Die Umweltschutzorganisation Greenpeace übt scharfe Kritik an der kürzlich veröffentlichten Studie zur Ökobilanz für Getränkeverpackungen, die von Altstoff Recycling Austria (ARA), dem Umweltministerium und dem Fachverband der Nahrungs- und Genussmittelindustrie in Auftrag gegeben wurde und einen Vergleich zwischen Ein- und Mehrwegverpackungen darstellen soll.

Greenpeace bemängelt sowohl Umfang als auch die gewählten Parameter. Weder wurden alle Getränkearten, noch alle gängigen Verpackungsarten berücksichtigt. Ganz zu schweigen von möglichen Vertriebs- und Transportüberlegungen oder einem seriösen abfallwirtschaftlichen Vergleich.

Auch der Österr. Ökologie Institut steht der Studie kritisch gegenüber und schreibt in seiner Stellungnahme zur Studie, dass die Ergebnisse nur für die untersuchten Getränkearten, Verpackungsmaterialien und Verpackungsgrößen gelten und nicht ohne weiteres für den allgemeinen Vergleich Einweg/Mehrweg herangezogen werden dürfen.

NACHTRAG 14.05.2011:

Ebenso skeptisch steht die Umweltberatung den Ergebnissen der Studie gegenüber und brachte ihre Argumente in einem Artikel vor.

Kurze Zusammenfassung der Ergebnisse der Studie

Untersucht wurden die Gebinde (1,5l und 2l Einweg-PET, 1l Mehrweg Glas und 1,5l Mehrweg-PET) für die Getränkearten Mineralwasser und Limonaden.

Der ökobilanzielle Vergleich zwischen den PET Einwegflaschen und den Glas Mehrwegflaschen zeigt laut dieser Studie keinen Vor- oder Nachteil der PET Einwegflaschen gegenüber den Glas Mehrwegflaschen.

Wesentlich für das Ergebnis ist das hohe Recyclingniveau der Kunststoffflaschen in Österreich. 82% der in Österreich verkauften 1,5L und 2,0L PET Einwegflaschen werden zur Verwertung erfasst.

Positiv für die Glas Mehrwegflasche wirkt sich der niedrige Ressourcenverbrauch durch die angenommene Zahl von 30 Umläufen aus. Als nachteilig für die Ökobilanz von Glas Mehrwegflaschen wird vor allem die Distribution genannt. Ein weiterer Faktor ist die erforderliche Reinigung der Flaschen und Kisten, die im Vergleich zu den PET Einwegsystemen laut Studie zu höheren Umweltlasten bei der Abfüllung führen.

Wer zahlt, schafft an!

Die Studie wurde von der Getränkeindustrie bezahlt und bestätigt deren politische Positionen. Das kennt man schon von vielen anderen Studien. (Fast) alles kann so gedreht und dargestellt werden, dass das gewünschte Ergebnis herauskommt.

Dass dadurch oft nur eine sehr einseitige Sicht der Dinge an die Öffentlichkeit dringt ist schade aber Tatsache. Gewinner ist hier fast immer der, der die finanzkräftigere und somit stärkere Lobby hinter sich hat.

Die Macht des Volkes

Anhand der derzeitigen Vorgänge rund um die Atomenergie in Deutschland, oder auch am erfolgreichen Diktatursterben im Nahen Osten sehen wir, dass ein Aufbegehren des Volkes nicht sinnlos ist. Das hat beim AKW Zwentendorf schon 1978 funktioniert und wir sollten uns dieser Macht auch heute bewusst sein!

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Bildrechte: Vorschaubild © Barbara Thomas, pixelio.de – Artikelbild Plastikflaschen © Monticellllo, fotolia.de – Artikelbild Glasflaschen © BirgitH, pixelio.de

 

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Kategorien: Essen & Trinken, Recyling & Entsorgung, Umwelt & Energie

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9 Comments

  1. Pro-Tech – biologische Produkte via Facebook schrieb am 13. Mai 2011 um 11:10

    umweltpolitisch sinnvoll und geldmacherei 😉
    wobei das gewonnene geld für umweltprojekte verwendet werden könnte, die betonung liegt auf könnte 😉

  2. Lukas Weltenbummler via Facebook schrieb am 13. Mai 2011 um 12:56

    Ich fänd ein Pfand gut.

  3. Sonja Elis’Sherina Ettenauer via Facebook schrieb am 13. Mai 2011 um 13:08

    jeden falls müsste mal dringend eine lösung her, damit die leute nicht wahllos die plastikflaschen kaufen!

  4. Elmar Schwarzlmüller schrieb am 13. Mai 2011 um 13:40

    Die in dem Artikel zitierten Angaben der WK sind in mehrerer Hinsicht nicht korrekt.

    Das Modell sieht KEINE STEUER vor, sondern ein Bonus-Malus System mit einer Mehrweg-Zielquote: Handelsunternehmen, die diese Quote unterschreiten, müssen einen Malus zahlen, dieser wird (abzüglich der Verwaltungskosten) als Bonus an jene Handelsfirmen ausgezahlt, die die Quote erfüllen.
    Das Modell kann hier im Detail nachgelesen werden: http://www.ecology.at/files/berichte/E10.891.pdf

    Die angeblichen Kosten von 670 Mio € sind eine Erfindung der WK, die auf der Annahme basiert, dass KEIN Handelsbetrieb die vorgeschriebene Mehrweg-Zielquote (30%) erfüllt. Das ist vorsichtig ausgedrückt übertriebener Pessimismus.
    Auch die beschriebenen Mehrkosten von 25% pro Flasche stimmen nicht, Mehrkosten in dieser Größenordnung kämen höchstens zum Tragen, wenn ein Handelsbetrieb trotz Mehrwegvorgabe überhaupt keine Mehrwegflaschen mehr anbietet und die Kosten zur Gänze an die KonsumentInnen weitergeben würde – Wenn er das selbe bei Mehrweggetränken machen würde, müssten diese übrigens um 30% billiger werden!

    Zur IFEU-Studie: Abgesehen davon, dass die Ergebnisse dieser Studie nicht auf andere Getränke- und Gebindearten übertragbar ist, sind für mich die Ergebnisse der Studie auch aufgrund sehr fehlerhafter Daten fragwürdig. Beispielsweise wurden alle Bahntransporte als LKW Fahrten gerechnet. Bei den Mehrweg Limonaden wurden Transportwege durch ganz Österreich gerechnet, obwohl diese Produkte bei uns nur regional vertrieben werden. Solche Fehler in der Datenerhebung verschlechtern zu unrecht die Bilanz der Mehrwegflasche.

    In Österreich gehen jährlich 3,8 Milliarden(!!!) Stück Einweggebinde über den Ladentisch, und landen nach einmaliger Verwendung im Müll.
    Verbindliche Maßnahmen zur Förderung von Mehrweggebinden in Österreich sind überfällig!

  5. Repa Netzler via Facebook schrieb am 13. Mai 2011 um 13:50

    Ich will Mehrweg!

  6. Sonja Irgendwer via Facebook schrieb am 13. Mai 2011 um 17:40

    Pfandeinsatz ist meiner Meinung nach sinnvoll.

  7. BioBella schrieb am 14. Mai 2011 um 11:31

    @Elmar Schwarzlmüller: Danke für das umfangreiche Kommentar! Ganz offensichtlich steht die WK hinter der Getränkelobby. Was von der Studie zu halten ist, habe ich durch die Verlinkung auf den Greenpeace-Artikel und die Stellungnahme des Österr. Ökologie-Institutes deutlich machen wollen. Als Nachtrag werde ich auch noch den Beitrag der Umweltberatung zu diesem Thema in den Artikel integrieren.

  8. Gabriele Guercio via Facebook schrieb am 9. Juni 2011 um 22:11

    wir kaufen keine Flaschen mehr wir haben für die besonders ^^durstigen^^ einen Sodamax gekauft (gebraucht) und machen das notwendige Sprudelwasser selber … (Auch wenn es die Kinder nicht glauben … kühler Tee und Wasser schmecken auch gut… aber na ja)

  9. Kay Iris via Facebook schrieb am 29. Juni 2011 um 00:05

    ich kaufe am liebsten glasflaschen

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