Teilzeit Vegetarier

BioBella | 8. November 2010 14:19 Uhr

Das Fleischessen ist in unserer Gesellschaft dermaßen verankert, dass nicht damit zu rechnen ist, dass die Menschheit es völlig aufgeben wird. Auch wenn allgemein bekannt ist, dass Fleisch wie auf dem Bild hier rechts, der Gesundheit nicht zuträglich sind. Ganz abgesehen vom unsäglichen Tierleid oder der  Umweltverschmutzung, verursacht durch Massentierhaltung.

Vegetarismus boomt

Gleichzeitig ist aber schon seit Längerem ein stetiger Anstieg der Anzahl vegetarisch oder sogar vegan lebender Menschen zu verzeichnen. Teilweise der Gesundheit wegen, teilweise aus Tierliebe. Nicht zu vergessen der Umweltschutzgedanke, denn die Massentierhaltung ist einer der Hauptverursacher von schädlichem CO2.

Jonathan S. Foer hat mit seinem Anti-Fleisch Bestseller „Tiere essen den Zahn der Zeit getroffen. Zahlreiche Stars wie Prince, Leona Lewis, Josh Harnett, Anthony Kiedis (Red Hot Chili Peppers) oder Spiderman Tobey Maguire gehen mit gutem Beispiel voran und verzichten auf Fleisch. Bill Clinton, ehemaliger US-Präsident, hat durch vegane Ernährung sein Gewicht reduziert und seinen Gesundheitszustand nach seiner Herz-Operation verbessert.

Wem das zu extrem ist, der kann dem neuesten Trend folgen, und als Teilzeitvegetarier oder Teilzeitveganer leben. Ihr Körper wird es Ihnen danken und das Tierleid wird verringert.

Es bedeutet, dass man ein paar Tage in der Woche bewusst auf Fleisch verzichtet, oder sogar sehr streng auf alle tierischen Nahrungsmittel, wie z.B. auch Milch, Eier oder Honig. An den anderen Tagen sollten Sie zumindest zu qualitativ hochwertigem Biofleisch aus artgerechter Tierhaltung greifen! Das wäre eine realistische Möglichkeit zur Verbesserung der Situation für Mensch, Tier und Umwelt.

Welche Alternativen gibt es nun für die Fleischtiger unter uns?

Auch Vegetarier und Veganer müssen ihren Körper mit wichtigen Eiweißstoffen und B-Vitaminen versorgen. Das Angebot an fleischlosen Varianten ist mittlerweile sehr groß und meist auch problemlos in herkömmlichen Supermärkten zu bekommen. Wer also mit Gemüsegratin, Spagetti mit Tomatensauce oder Süßspeisen wie Paltschinken & Co auf Dauer nicht glücklich ist, weil er ein „Stück Fleisch“ auf seinem Teller vermisst, der ist hiermit gut bedient:

Die wichtigsten Fleischersatz-Produkte

Tofu

Der bekannteste Fleischersatz ist der aus Soja hergestellte Tofu, der leicht bekömmlich ist und neben dem wichtigen Eiweiß auch alle essenziellen Aminosäuren enthält. Durch seinen kaum wahrnehmbaren Eigengeschmack ist er sehr vielfältig einsetzbar. Tofu ist auch geräuchert oder fermentiert erhältlich und liefert 18 g Eiweiß pro 100 g sowie nennenswerte Mengen an Vitamin B.

Sojafleisch

Sojafleisch wird vornehmlich in asiatischen Ländern aus Sojabohnen hergestellt. Die Sojabohne ist weltweit der bedeutendste pflanzliche Eiweiß-Lieferant und hat wie die meisten Hülsenfrüchte einen relativ hohen Eiweißgehalt mit einer hohen biologischen Wertigkeit. In der Verkauf kommt Sojafleisch meist in getrockneter Form und ist somit lange haltbar und durch seinen kaum vorhanden Eigengeschmack sehr vielseitig einsetzbar. Sojafleisch ist sehr eiweißreich und liefert über 50 g pro 100 g sowie hohe Mengen an Vitamin B.

Tempeh

Tempeh ist ein traditionelles Fermentationsprodukt aus Indonesien, bei dem gekochte Sojabohnen mit einem Edelschimmel beimpft werden. Wie Tofu hat es einen Eiweißgehalt von etwa 20g pro 100g aber mehr Vitamin B. Tempeh hat einen mild-nussigen Geschmack und enthält alle wichtigen Aminosäuren.

Quorn

Quorn besteht aus einem fermentierten Schimmelpilz, der sowohl von der Konsistenz als auch vom Geschmack dem Tierfleisch täuschend ähnlich ist. Sein Eiweiß gehalt ist mit 11g pro 100g nicht so hoch, hat aber eine ebenso hervorragende biologische Wertigkeit wie Soja. Der Vitamine B Gehalt ist etwas geringer als bei Sojaprodukte, es enthält aber alle essentiellen Aminosäuren.

Seitan

Seitan wird aus Weizenmehl gewonnen, aus dem die Stärke herausgewaschen wird. Übrig bleibt eine zähe, glutenhaltige Masse. Gluten macht ca. 80 Prozent des Gesamteiweißes in Weizen aus und ist der billigste und einfachste Rohstoff, um pflanzliche Fleischersatzprodukte herzustellen. Da Weizen auch bei uns heimisch ist, ist eine regionale Erzeugung möglich. Seitan enthält etwa 25 g Eiweiß pro 100 g. Er enthält auch Vitamin B und ist ebenso vielseitig verwendbar.

Ein zusätzlicher Vorteil all dieser Fleischersatzprodukte ist, dass sie cholesterinfrei sind!

Guten Appetit 🙂

Dass Vegetarier ausschließlich Körner und Salat essen, stimmt nicht. Auch der vegetarische Speiseplan lässt sich geschmackvoll und abwechslungsreich gestalten. Neben einem großen Angebot an Rezeptbüchern für vegetarische Ernährung können Sie sich hier online Anregungen holen:

Vegetarische Rezepte online

Vegetarische Rezepte online

Vegetarische Rezepte online

Einfach ausprobieren! Mit einem Tag pro Woche beginnen und die vegetarischen Tage immer mehr ausbauen. Sie werden sehen, dass es gar nicht so schwer ist! Oder probieren Sie doch mal eines der vielen vegetarischen Restaurants zwecks Inspiration…

Bildrechte: Vorschaubild und Artikelbild – Margaryta Vakhterova dreamstime.com

Beitrag kommentieren

Kategorien: Essen & Trinken

Tags: , , , , , ,

weitere Beiträge von

8 Comments

  1. Monya schrieb am 8. November 2010 um 16:08

    Toller Beitrag! 🙂

    Weitere Rezepte für Vegetarier und Veganer gibt es hier:
    http://vegetarisch-rezept.de

    Seit heute gibt es nur für kurze Zeit ein Gratis-eBook mit veganen Rezepten u.a. 5 verschiedene vegane Cremesuppen, Kürbis-Frites (statt Pommes-frites), Kürbismuffins und und und. Auf 18 Seiten kann man hier stöbern und leckere Dinge nachkochen.

    Viel Spaß dabei und liebe BioBella: schreib weiter so schöne Beiträge! 🙂

    Vielleicht könnt ihr meine Seite ja auch in den Beitrag einpflegen? Ich würde mich riesig freuen.

    Ganz liebe Grüße

    Monya
    von vegetarisch-rezept.de

  2. Achim schrieb am 8. November 2010 um 21:45

    Achtung, Quorn ist nicht vegan. Vegane Rezepte: http://tierrechtskochbuch.de

    Aber Halbmörder gibt es nicht.

  3. Andreas Ostheimer schrieb am 9. November 2010 um 12:04

    Teilzeitvegetarier finde ich einen guten Ansatz – danke für diesen Artikel. Menschen sind Gewohnheitstiere und Tiere zu essen hat nun mal eine lange Geschichte. Eine langsame Abgewöhnung vom Fleisch wird umzusetzen sein, die Forderung nach dem totalen Verzicht sicher nicht.
    Alle die fordern, dass JEDER auf Fleisch verzichten soll (und das am besten sofort), verschließen die Augen vor der Realität. Und das ist fast genauso verblendet, wie Fleisch zu essen ;-).
    Ich war im übrigen 10 Jahre lang Lacto-Pesco-Vegetarier, wenn es das überhaupt gibt.

  4. Susanne Gramalla via Facebook schrieb am 9. November 2010 um 18:00

    ein schöner Begriff

  5. Christian Härtelt schrieb am 11. November 2010 um 09:18

    Teilzeitvegetarismus ist ein guter Beginn, um zu einem Umstieg in eine jeweils noch tierfreundlichere Lebensweise zu motivieren und damit erste Erfahrungen zu machen.

    Ein vegetarischer Wochentag oder jeden Tag bis 18:00 vegetarisch zu leben ist lang genug, um erste positive Wirkungen am eigenen Körper zu verspüren. Wer schon Vegetarier ist, kann diese Zeiten ja zu ersten veganen Erlebnissen nutzen.

    Eiweissquellen, die für eine tägliche Eiweissversorgung sorgen, sind Samen wie Sonnenblumenkerne, Kürbiskerne, Hanfsamen, Leinsamen (24,4g), Nüsse wie Walnüsse (24,9g), Getreide wie Buchweizen (9,1g), Algen.

    Ich selbst kann berichten, dass ich eine Riesenerleichterung verspürt habe und mich ihrer weiterhin erfreue, seit ich nachdem ich etwa 30 Jahre lang Vegetarier war, Veganer wurde. Veganer wurde ich nicht früher, weil schlichtweg keine Informationen über das Leid der Tiere in der Milchproduktion bis zu mir vordrangen. Die Erleichterung war im gesundheitlichen Bereich erheblich. Sehr viel wichtiger für meine Lebensqualität war und ist allerdings die seelische Entlastung, die ich seither täglich verspüre, die für mich zu erheblicher neuer Freude am Leben und am eigenen Körper geführt hat. Schöne dauerhafte Ergebnisse, die aus einer Entscheidung kamen, die einzig und allein eine Entscheidung für die Tiere war.

    Quorn enthält Eiweiß aus Hühnereiern als Bindemittel. Es ist damit ovo-lakto-vegetarisch, was Tieren nicht nützt.

    Hier ein Video und ein Artikel zu Mark Bittmans Kampagne „Vegan before Six“:
    http://myveganworld.de/26/05/2010/vegan-vor-1800-uhr-fuehrt-viele-menschen-in-die-vegane-lebensweise-ein/
    Mark Bittman ist Lebensmittel-Kolunist der New York Times.

  6. Silvia Huwyler schrieb am 11. November 2010 um 11:37

    Ich selber bin seit über 16 Jahren Vegetarierin (irgendwie instinktiv aber schon zu 90% vegan) und seit 1 1/2 Jahren Veganerin. Als ich durch Facebook an sämtliche Infos gekommen bin, was mit Tieren sowohl bei der Fleisch- wie auch bei der Eier- und Milchprodution passiert und wie sehr sie für diese Produkte leiden müssen, war der Schritt zu einer veganen Ernährung nur noch logisch für mich. Auch wenn im Grunde der Umstieg auf vegan die einzige heutzutage vertretbare Form der Ernährung (und Lebensweise) ist finde ich einen schrittweisen Umstieg über vegetarische Kost ok. Immerhin wird dadurch schon mal Leid vermindert (sofern das Fleisch nicht einfach durch Käse und Eier kompensiert wird!!). Vegan zu werden ist ein Prozess, der heutzutage aber immer schneller durchlaufen werden kann, da inzwischen sogar die ganz normalen Massenmedien über Missstände in der Tierhaltung berichten. Auch der gesellschaftliche Druck wird kleiner. – Sicher spielt das Umfeld in dem man lebt auch eine Rolle, wie schnell man sich für die Wahrheit öffnen kann. Wer aber die Natur und die Tiere liebt sollte sich zumindest darüber Gedanken machen und sich auf den Weg begeben. Den Tieren, der Umwelt und nicht zuletzt auch den Menschen zuliebe…

  7. Joachim Schoder schrieb am 1. Dezember 2010 um 13:23

    Ich finde das Prinzip der langsamen Umstellung grundsätzlich nicht schlecht. Aber ich habe ein gewaltiges Problem mit „Teilzeit Vegetarier“. Gibt es so etwas wie Teilzeit-Nichtraucher? Teilzeit-Anti-Alkoholiker? Entweder man ist Vegetarier oder man ist es nicht. Teilzeit gibt es da keine.

  8. Antonietta schrieb am 13. April 2011 um 22:59

    Ein Deutscher isst ungefähr 200 Gramm Fleisch pro Tag. Macht jährlich etwa 80 Kilo Fleisch pro Kopf und rund 6,5 Milliarden Kilo Fleisch für das ganze Land. Eine solche Masse an Fleisch kann man aber nur bereit stellen, wenn man die Tiere in Massen züchtet und im Akkord tötet. Diese Massentierhaltung ist nicht nur furchtbar für die Tiere, sie ist auch schlimm für unsere Umwelt, für das Klima und für die Gerechtigkeit auf der Welt. Es gibt viele gute Gründe, nie mehr Fleisch zu essen. Aber eigentlich reicht schon einer…!

Leave a comment

Pflichtfelder sind mit Pflichtfeld gekennzeichnet.

Durch die Abgabe Ihres Kommentares gestatten Sie biokontakte.com diesen auf dieser Website zu veröffentlichen.
Bitte beachten Sie, daß unangebrachte, irrelevante oder beleidigende Kommentare durch den Administrator gelöscht werden.

Werbung