Glycerin in Kosmetik – Teil 2: Synthetisch, pflanzlich oder gleich BIO? Und ist weniger mehr?

BioBella | 16. August 2011 15:23 Uhr

Freut mich, dass Teil 1 von Glycerin in Kosmetik so gut angekommen ist! Wie bereits erwähnt, wird das Angebot an Naturkosmetik erfreulicher Weise immer größer, doch gibt es immer wieder  Fragen zur Verwendung bzw. Konzentration oder Qualität von Glycerin in Naturkosmetik. Wie versprochen, hier der zweite Teil zum Thema Glycerin in Kosmetik mit mehr Antworten von Naturkosmetik Spezialistin Heike Käser

Was ist der Unterschied zwischen pflanzlichem und konventionellem Glycerin?

Der Unterschied ist in der Regel die Herkunft und betrifft die Qualität und den Preis.

Konventionelles Glycerin ist zum großen Teil ein synthetisches Produkt, das aus Propen (Erdölverarbeitung) gewonnen wird.

Pflanzliches Glycerin entsteht bei der Spaltung pflanzlicher und tierischer Fette. Die Industrie benötigt Fettsäuren und Fettsäuremethylester u. a. zur Produktion von Emulgatoren und Tensiden. Heute ist es primär Beiprodukt der Biodieselherstellung. Dies hat zu einem Preisverfall geführt, da Glycerin aus pflanzlicher Herkunft mittlerweile in großen Mengen anfällt.

Die Aufbereitung von Glycerin in pharmazeutische Qualitäten ist sehr aufwändig, und dies macht Pharma-Glycerin deutlich teurer, auch wenn es aus konventionell erzeugten Ausgangsprodukten stammt.

Bio-Glycerin schließlich – das ist der bevorzugte Rohstoff für Naturkosmetik – stammt aus Pflanzen aus kontrolliert-biologischem Anbau. Hier liegt der Preis naturgemäß deutlich höher.

Gibt es Unterschiede in der Einsatzkonzentration je nach Produkttyp. Also darf in einer Tagescreme mehr Glycerin sein als in einer Bodylotion oder einer Haarkur?

In industriellen Rahmenrezepturen wird Glycerin in Gesichtspflegeprodukten selten höher als 3 % dosiert, in Produkten für die Körperpflege tendenziell höher und in Haarpflegeprodukten zwischen 1 und 5 %.

Ausnahmen sind Spezialprodukte wie Handgele – sie weisen teilweise sehr hohe Konzentrationen zwischen 10 und 20 % auf, weil Glycerin ausgeprägt hydratisiert und sich zudem sehr gut in eine gelartige Produktmatrix einarbeiten lässt, sowie Zahnpasten bzw. -gele.

Eine natürliche Grenze ergibt sich durch seine haptische Klebrigkeit: niemand wird Glycerin in Mengen einsetzen, die austrocknend wirken. Aus diesem Grund sind pauschalisierende kritische Aussagen zu seiner austrocknenden Wirkung aus meiner Sicht unangemessen, zumal sie für andere, teilweise sogar hygroskopischer wirkende Substanzen (z. B. Natriumlakat) in der Literatur, vor allem aber in Internetquellen völlig fehlen.

Wird Glycerin in manchen Cremes als billiger Füllstoff verwendet, da er günstiger ist als andere Rohstoffe?

Es wird zweifellos in großer Menge eingesetzt. Kurz vorweg: Ein Grund, warum es unabhängig vom Preis gerne eingesetzt wird, ist ganz sicher seine Reizlosigkeit: Glycerin ist ein ausgezeichnet dokumentierter kosmetischer und pharmazeutischer Rohstoff mit einer langjährigen »Anwendungshistorie«, der viele positive kosmetische Eigenschaften aufweist.

Im Hinblick auf Glycerin synthetischer Herkunft liegt die Etikettierung als billiger Rohstoff tatsächlich nahe, für den kosmetischen Einsatz aufbereitet verteuert es sich jedoch deutlich, weil die Verfahren zur Reinigung kostspielig sind.

Glycerin aus pflanzlicher, kontrolliert-biologischer Herkunft in kosmetischer Qualität ist, wie ich oben schon erwähnte, im Vergleich deutlich teurer.

Dennoch bleibt natürlich eine große Preisdifferenz zu speziell entwickelten, patentrechtlich geschützten, aufgrund ihres innovativen Charakters teurer angebotenen anderen kosmetischen Rohstoffen.

Ich bedanke mich bei Frau Heike Käser für das Interview und die sehr interessanten Ausführungen. In Teil 1 des Artikels „Glycerin in Kosmetik“ werden Fragen nach der Definition, der Aufgaben und Wirkung von Glycerin in Kosmetik beantwortet.

100 % frei von konventionellem Glycerin

Wer konventionelles Glycerin auf jeden Fall vermeiden möchte, ist mit RINGANA Produkten gut beraten. Frische Naturkosmetik – bio – vegan, so wie ich sie verwende! Wer hier Beratung wünscht bitte kurze Info an office[at]biokontakte[dot]com

Interessanter Artikel: Herstellung von Tensiden aus landwirtschaftl. Abfällen für Naturkosmetik

Bildrechte: Vorschau- und Artikelbild © Magdalena Zurawska, dreamstimefree

 

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Kategorien: Kosmetik & Pflege

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7 Comments

  1. Nadine schrieb am 28. August 2011 um 07:14

    Hallo BioBella!
    Vielen Dank für Deinen tollen Bericht, er enthält ganz kompakt genau die Infos, nach denen ich gesucht habe!
    Ich möchte nur eines anmerken:
    Auf der Seite von Ringana, speziell bei den Inhaltsstoffen für das Hydroserum, wird sehr wohl Glycerin angegeben. Das nur mal so am Rande 😉
    Trotzdem, toller Bericht!!!!
    LG, Nadine

  2. BioBella schrieb am 29. August 2011 um 16:11

    Danke Nadine für Dein positives Feedback 🙂 Wegen dem Glycerin: In meinen beiden Artikeln habe ich eigentlich versucht zu zeigen, dass Glycerin NICHT prinzipiell schlecht ist! Vorzuziehen ist auf jeden Fall die pflanzliche Herkunft – im besten Fall in BIO-QUALITÄT. Und genau das ist z.B. bei RINGANA der Fall. Natürlich gibt es aber auch andere Naturkosmetikhersteller, die Glycerin in bester Qualität verwenden… Also bitte Glycerin auf keinen Fall als negativen Rohstoff betrachten! Liebe Grüße, BioBella

  3. Oscar schrieb am 13. Dezember 2011 um 16:09

    Viele Anwender bekommen bei Produkten mit
    offensiver Glycerindosierung ein unangenehmes,
    teils auch klebriges Hautgefühl.
    Leider nehmen zu viele Hersteller darauf keine
    Rücksicht, Glycerin an 2. oder 3. Stelle
    der Ingredientliste sieht man häufiger,
    auch bei Gesichtspflegeprodukten.

  4. Bianka schrieb am 20. November 2012 um 17:20

    Hallo BioBella,

    schöne Übersicht hast du hier zusammengestellt.
    Wie sieht es denn bei Bio-Glycerin mit der Verwendung von Palmöl aus? Ich habe gelesen, dass Palmöl, auch wenn es bio ist, zur Abholzung des Regenwalds beiträgt.
    LG
    Bianka

  5. Ana J. schrieb am 4. April 2013 um 20:30

    Hallo Biobell,
    ich wurde rst vor kurzem auf kritisch zu sehende Wirkungen von Glycerin informiert und wollte heute mal recherieren, was ich im Netz dazu finde, da keine Begründung erfolgte. Der Anfang Ihres Artikel klang deshalb für mich: genau, das klingt nach den gesuchten Infos. Da Sie sich als übermäßig interessiert in solchen Produktinhaltsstoffen beschreiben, hätte ich allerdings doch erwartet, dass Sie nicht nur eine Meinung wiedergeben, zumal es ja um einen umstrittenen Stoff geht und es dementsprechend verschiedenen Meinungen gibt. Da nur eine aufzuführen, weil sie fundiert begründet scheint, finde ich arg wenig, schade. Klingt eher nach Werbung.
    Ich recherchiere weiter.
    MfG
    Ana J.

  6. Daniel schrieb am 24. Januar 2015 um 10:53

    Ich benutze schon seit Jahren Glycerin. Eine Literflasche lebensmittel-gradiges +99% Glycerin kostet gerademal 10 Euro und hält ewig.
    Es gibt beim Rasieren nichts besseres als reines Glycerin!! 2 EL auf die Hand und im Gesicht verreiben. Zuerst brennt es etwas und dann wärmt es stark. etwa 1 Minute danach Rasierschaum darauf pinseln kurz warten und das Messer gleitet wie ein Schlittschuh in der Olympiahalle. Seit ich es benutze hab ich nie wieder Irritationen gehabt.

  7. de Sá schrieb am 11. Februar 2016 um 11:17

    Liebe Bella,
    auch wir werden immer wieder auf das Glycerin in unseren Produkten (selbstverständlich pflanzliches Glycerin) gefragt. Ich finde Deinen Artikel wirklich sehr informativ und auf den Punkt gebracht……
    Liebe Grüße,
    Susanna

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