Aus für Plastiktüten, -taschen und -sackerl

BioBella | 22. August 2010 18:53 Uhr

Unvorstellbar: Weltweit werden pro Jahr unglaubliche 600 Milliarden Plastiktüten hergestellt und sind somit zu einem richtigen Umweltproblem geworden. In den USA kommen auf jeden Bürger 300 Tüten im Jahr, in Großbritannien 290 und in Australien 160 Stück. Da fällt der Pro-Kopf-Verbrauch von jährlich 65 Tüten in Deutschland noch vergleichsweise gering aus. Trotzdem!

Die Tüten sind ein Riesen-Umweltproblem

Vor allem in Ländern ohne funktionierender Abfallentsorgung oder ohne Verwertungssystem landen die Plastiktüten unkontrolliert in der Umwelt und zerstören das Landschaftsbild oder verstopfen Abwasserkanäle.

Die aus Erdöl produzierten Plastiktüten sind beinahe unverwüstlich. Nur ein paar Stunden im Einsatz brauchen sie bis zu 500 Jahre! um zu verrotten.

Einer Untersuchung der UN nach ist Plastik der größte Umweltzerstörer der Ozeane. Tonnenschwere Müllstrudel treiben durch die Meere. Die Plastiktaschen werden durch das Salzwasser dünner und kleiner geätzt und gehen schließlich in die Nahrungskette selbst kleinster Meerestiere über. Somit werden sie auch zur Bedrohung für uns Menschen.

Was unternimmt die Regierung in Deutschland?

Die Grünen im deutschen Bundestag wollen die Einkaufsplastiktüte durch eine Abgabe verteuern und damit den Plastikmüll eindämmen. Die umweltpolitische Sprecherin der Grünen, Dorothea Steiner, sprach von einem Aufschlag von bis zu 25 Cent. Mit dem Geld soll Forschung für das Recycling von Plastikmüll finanziert werden. Der Einzelhandelsverband HDE hält nichts von den Plänen der Grünen.

Im Herbst steht die Novelle des Abfallgesetzes an und da will Bundestagsabgeordnete von Bündnis 90/Grüne, Nicole Maisch mit der Idee durchstarten.

Der deutsche Politiker und Exekutivdirektor des UN-Umweltprogramms Achim Steiner (48)  möchte überhaupt einen sofortigen, globalen Produktionsstopp von Plastiktüten für den Einmalgebrauch.

Aktuelle Zahlen und wie wir sie senken könnten

In Deutschland werden jährlich 5,3 Milliarden der unnötigen Plastiktüten verbraucht. Mit einem angenommenen Aufschlag von sagen wir bloß 10 Cent das Stück, wären das 530 Mio. Euro!!! allein in Deutschland. Eine weltweite Einführung würde an die 60 Milliarden Euro für die Umweltforschung einbringen! Wobei zu beachten ist, dass viele Kunden nach dem Motto „gratis? nehm ich!“ handeln ohne zu überlegen. Müssten sie für die Tüten bezahlen würde sich ihr Verhalten ohnedies schlagartig ändern. Für die, die dann immer noch keine Tasche zum Einkauf mitbringen, kann dann ja der „Aufschlag für Unverbesserliche“ 😉 berechnet werden und der könnte dann auch ruhig höher ausfallen…

Die Situation in Österreich

In Österreich muss für die stärkeren, öfter einsetzbaren Plastiktaschen schon lange bezahlt werden , wodurch die Verwendung automatisch eingeschränkt wurde. Die dünnen, durchsichtigen Sackerln aus der Obst- und Gemüseabteilung werden leider immer noch zu oft verwendet 🙁

Vorzeigebetrieb Drogeriemarktkette dm

Die Drogeriemarktkette dm geht gar mit bestem Beispiel voran und bietet seinen Kunden Pfand-Einkaufstaschen aus 100 % Baumwolle für nur 1 €. Schmutzige und kaputte Taschen werden von dm kostenlos gegen neue umgetauscht. Bei entsprechendem Rücklauf soll laut dm ein passendes Recyclingsystem entworfen werden. Wenn dieses Modell Schule machen würde…

Andere Länder sind Vorreiter

Ist weltweit in vielen Ländern das gratis „Plastiksackerl“ noch Gang und Gäbe, haben manche bereits Maßnahmen ergriffen, um dieses Problem einzudämmen.

Zum Beispiel die „Plas-Tax“ von 22 Cent in Irland oder gar Geldstrafen für Ladenbesitzer die Gratistüten vergeben in Mexico-Stadt.

Immer mehr Staaten verbannen zumindest die dünnen, kaum wiederverwertbaren Plastiktüten ganz aus dem Handel. Ein Verbot gibt es bereits in China, einigen ostafrikanischen Staaten, San Francisco oder Los Angeles. Der Verbrauch wurde dadurch um einige Milliarden Stück erheblichen gesenkt – Spanien und Frankreich folgen.

Der Ruf nach Gesetz wird wieder laut – wo bleibt die Selbstverantwortung?

Liegt es nicht an uns? An jedem einzelnen, ein Stück Selbstverantwortung zu übernehmen und zum Einkauf selbst eine Tasche oder einen Korb mitzubringen? Man wird ja schließlich nirgends gezwungen, eine Plastiktasche – egal ob gratis oder bezahlt – zu nehmen! Durch Abwarten allein wird sich die Plastikflut nicht verringern… setzen wir ein Zeichen!

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Kategorien: Recyling & Entsorgung, Umwelt & Energie

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12 Comments

  1. Waltraud Gadermaier via Facebook schrieb am 22. August 2010 um 21:11

    Ich nehm immer Schachteln, die werden dann von meinem Schatz recycled und zu Industriepappe verarbeitet.

  2. Jürgen Schwarz via Facebook schrieb am 22. August 2010 um 22:36

    http://www.facebook.com/profile.php?id=100000182573252#!/video/video.php?v=427393069075&ref=mf

  3. biokontakte.com via Facebook schrieb am 23. August 2010 um 09:10

    danke jürgen für den link!

  4. Reinhard Staudinger via Facebook schrieb am 23. August 2010 um 13:03

    das ist eine gute idee, wenn schon dann auch gleich an aufbewahrungsschüsserl für fleisch und ähnliches denken!

  5. Sonia Eppenschwandtner via Facebook schrieb am 7. September 2010 um 10:59

    Danke für das Posting. Werde zukünftig wieder nur mit dem Einkaufskorb unterwegs sein. Hat ja auch mehr Flair, als eine Plastiktüte.

  6. Manuela Heller via Facebook schrieb am 10. September 2010 um 19:20

    ich hab mir aus Stoffresten verschieden große Sackerl genäht, und die nehm ich immer mit…die reissen auch nieeeee…..

  7. Petra schrieb am 27. Januar 2011 um 01:06

    Hallo! Die Pfandeinkaufstaschen bei DM mögen ja vorbildlich sein, wobei ich glaube das gibt es nur in Deutschland. Viel schlimmer sind die Gratis-PLASTIK-Sackerln, die einem bei jedem Einkauf angeboten werden. Und regelmäßig bin ich immer die einzige, die Nein sagt.lgp

  8. BioBella schrieb am 27. Januar 2011 um 08:20

    Liebe Petra! Freut mich, dass Du auf meiner Seite gestöbert hast 😉 Hoffe es geht Dir gut! Erfreulicherweise ist die Pfandeinkaufstaschen-Aktion seit Mai 2010 österreichweit gültig. Ich habe mir meine Tasche schon geholt 🙂 Viele andere Einkaufsketten sollten sich daran ein Beispiel nehmen… Das mit dem „Nein“ zum Plastiksackerl kenne ich… im Lebensmittelhandel setzt es sich ja schon ein wenig durch, aber beim Einkauf von Kleidung oder Schuhen wird man mit der selbst mitgebrachten Tasche schon oft angeschaut wie eine Außerirdische! xD

  9. Max Quartz Weidmann via Facebook schrieb am 31. Januar 2011 um 14:47

    http://www.petitiononline.at/petition/plastiksackerlverbot-in-oesterreich/53

  10. Markus schrieb am 9. August 2011 um 10:03

    In Österreich werden ja schon biologisch abbaubare Taschen verkauft!

    Spar und Interspar verkauft schon lange solche taschen!

    In unserer Gemeinde gibt es auch Bioabfallsäcke. Diese werden bei der Firma biomat gekauft. wie mir aufgefallen ist, sind die Taschen bei Spar auch von biomat (steht bei der Tasche ganz unten).

    Also hier tut sich etwas 🙂

    Für mehr Infos: http://www.biomat.info

  11. Mathias Loock schrieb am 7. Januar 2013 um 09:39

    Ich möchte auf diesen Aufruf hinweisen und darum bitten diesen weiter zu verbreiten:

    Nie mehr Plastiktüten: http://kleineroeko.blogspot.de/2012/10/nie-mehr-plastiktuten.html

    Danke!

  12. Pingback: Nachhaltig lesen: biokontakte.com | In the Loop schrieb am 7. Oktober 2014 um 14:23

    […] für den Alltag wären da zum Beispiel ein Stoffbeutel oder Korb zum Einkauf mitzubringen, und an der Kasse kein Plastiksackerl zu kaufen. Keine Einwegprodukte kaufen! Den guten alten waschbaren Putzlappen statt Küchenrolle, […]

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