Tierquälerei für schicke Uhrenbänder

BioBella | 20. Dezember 2010 15:09 Uhr

Lustlos und routiniert zerrt der barfüßige Indonesier den nächsten Bindenwaran aus dem schmuddeligen Plastiksack, in dem das arme Tier schon seit Tagen mit am Rücken verschnürten Beinen sein Dasein fristen muss. Was in diesen Stunden und Tagen in der Echse vorgehen mag… allein der Gedanke daran ist schrecklich!

Indonesischer Alltag

Ein fester Griff und zwei gezielte Hammerschläge später, landet die artengeschützte Echse blutbesudelt auf einem Haufen von Artgenossen.

Der gewissenhafte Mitarbeiter einer Gerberei auf Sumatra beschließt sein Tagewerk, indem er sich die soeben getöteten Bindewarane einzeln vorknöpft, um ihnen routiniert die begehrte Haut für zahlungskräftige Kunden abzuziehen.

Mit einem „Ratsch“ pellt sich die Haut vom leblosen Körper, und die nackte Echse landet geräuschvoll auf dreckigem Betonboden.

Ein ähnliches Bild präsentiert sich dem schockierten Betrachter ein paar Räume weiter, wo Pythons auf der auf verachtenswerte Weise der Gar ausgemacht wird. Der Hammer saust, das Blut sprudelt, die Schlange wird am Kiefer auf einen Hacken gespießt und an einer Wand aufgehängt.

Danach kommt ein gewöhnlicher Gartenschlauch zum Einsatz, der den Tieren literweise Wasser ins offene Maul spritzt. Dass manche davon noch leben, stört hier niemanden. Hauptsache die Haut wird schön gespannt – sie lässt sich so später besser abziehen.

Auch hier wieder das vertraute „Ratsch“ – nur dass es dieses mal ein wenig länger dauert. Ist ja schließlich auch ein langes Tier, so eine Schlange.

Dem haarsträubenden Ton gesellt sich der Blick auf ein paar ungeborene Schlangenembryos in ihren Eiern dazu, die, wie die restlichen Überreste des Tieres, niemanden in dem Raum zu interessieren scheint. Wozu auch, was kein Geld bringt ist hier nicht von Belang.

„Sie leben noch!“

versichert der sichtlich aufgewühlte Universitätsprofessor für Zoologie David G. Senn dem Schweizer Fernsehen, welches für die Rundschau extra nach Indonesien gereist ist, um die dortigen Missstände rund um den Import artengeschützter Tiere für die Schweizer Uhren- und Modeindustrie aufzudecken.

Sowohl die Warane als auch die Schlangen seinen teilweise eindeutig noch am Leben, während sie bereits die „Weiterverarbeitung“ wie Häuten oder mit Wasser befüllen über sich ergehen lassen müssen. Die unprofessionellen Schläge auf den Kopf wären bestenfalls eine schwache Betäubung. Glücklich können sich jene schätzen, die der Tod noch vor der Marterei erlöst hat.

Die Schweiz gilt als Hauptimporteur exotischer Tierhautprodukte, und Indonesien beliefert als Hauptlieferant neben Malaysia und Vietnam den Binnenstaat überaus eifrig mit der begehrten „Lebendmaterie“.

Wildfang

Der Handel mit dem „Naturprodukt“ Reptilleder ist zwar bewilligungspflichtig, doch werden die jährlichen Fangquoten ohne jegliche wissenschaftliche Grundlage den Tierbestand betreffend, von den Ländern selbst festgelegt.

Tierquälerei, Schmuggel und Bedrohung der Artenvielfalt

Die Exportquote ist hoch, und Schmuggel liegt mit 400.000 Bindenwaranen, die jährliche in Indonesien gefangen und getötet werden an der Tagesordnung, wie die NGO Traffic, die den Handel geschützter Tierarten untersucht, belegen kann. Händler umgehen die Richtlinien indem sie ungegerbte Häute nach Malaysia transferieren, oder auf Handelspapieren nicht existierende Pythonzuchtstätten vermerken.

Schweizer Standpunkt und Reaktionen der Unternehmen

Auf die Frage, welchen Standpunkt der Schweizer Uhrenverband in Sachen Tierschutz vertritt, antwortet ihr Präsident Jean-Daniel Pasche sichtlich unbehaglich, dass diese Frage in ihren Organen noch nicht besprochen- und das Thema Tierschutz noch nicht behandelt wurde…“

Einzig und alleine Swatch reagierte überaus angemessen auf den im Schweizer Fernsehen ausgestrahlten Beitrag, indem sie sämtliche Produkte aus fragwürdigen Quellen radikal aus ihrem Sortiment strichen und versicherten, wild lebende Tiere und Reptilien nicht mehr für Armbänder in Erwägung zu ziehen.

Gucci äußerte sich in keiner Weise zu den Vorfällen, während Hermes und Cartier mitteilten, dass ihr Handel gesetzeskonform erfolgen würde. Das Modehaus Bally hingegen behauptet weiterhin, ihr Leder aus (wohl fiktiven) Zuchten in Indonesien zu beziehen.

Sehen Sie das Video hier

Bitte sehen Sie beim Videobeitrag des Schweizer Fernsehens nicht weg, sondern ganz genau hin, und geben Sie den Tieren eine Stimme, indem Sie ein für allemal ausdrücklich NEIN zu Lederprodukten wild lebender, geschützter Tierarten sagen!

Bildrechte: Vorschaubild und Artikelbild von Sascha Jakab – dreamstime.com

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Kategorien: Tierwelt & Tierschutz

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