Babymilch: Busen (Mama) oder Kapsel (Nestlé)?

BioBella | 5. Mai 2015 09:59 Uhr

Babynes: Eine Maschine, die Babynahrung zubereitet und Daten übermittelt. Eine Art Nespresso mit Festplatte quasi für das Milchfläschchen. Geneigt, es für einen schlechten Scherz zu halten, werde ich leider eines besseren belehrt.

Nestlé hat einen neuen, den nicht-kaffee-trinkenden, Kundenkreis für sich entdeckt und weitet seine Marktpräsenz weiter aus. Erschreckend, wie viele Mütter (Schweiz, Frankreich) es bereits gibt, die die neueste Erfindung von Nestlé kaufen. Hat der Mutterbusen ausgedient?

Maschine bereitet Milchfläschchen

Ich muss zugeben, die Babynes ist richtig stylisch und das abgerundete und in Pastell gehaltene Design spricht vor allem Frauen* an. Babynahrung auf Knopfdruck, wie praktisch! Den Hinweis durch ein Overlay auf der Startseite, wo das Unternehmen ausdrücklich auf die Wichtigkeit des Stillens laut WHO hinweist, finde ich ganz nett aber gelinde gesagt… widersinnig:

„Die WHO empfiehlt ausschließliches Stillen während der ersten 6 Monate und falls möglich, die Ergänzung des Stillens mit einem geeigneten Nahrungsmittel bis zum Alter von mindestens zwei Jahren. Nestlé ist von den Vorteilen des Stillens für Mutter und Kind überzeugt und unterstützt die WHO-Empfehlung…“

Das „Pseudostatement“ ist schnell weg geklickt und in der Folge wird ein hübsches Lifestyle Produkt hochgepriesen, das das Stillen ersetzt. Bilder und Texte sind geschickt gewählt und lösen bei vielen Frauen den „Muss-Ich-Haben-Effekt“ aus.

In ihrer Entscheidung noch unsicheren Frauen wird mit solchen Produkten das Nicht-Stillen noch „schmackhafter“ gemacht. Nur etwa 20% der Frauen stillen ihre Babies länger als 6 Monate. Leider gibt es zu viele Mütter, die sich aus verschiedensten Gründen gegen das Stillen entscheiden:

  1. Aus Bequemlichkeit
  2. Für mehr Unabhängigkeit
  3. Aus ästhetischen Gründen

Hmmm… meine persönliche Meinung dazu:

  1. Was gibt es bequemeres als die Säuglingsnahrung immer mit dabei zu haben und dann auch noch in der für das Baby perfekten Temperatur
  2. Ein Baby zu bekommen, bedeutet Verantwortung zu übernehmen und da gehört eben auch dazu, dass man gerade oder zumindest im ersten Lebensjahr sein Leben auf das Baby einstellt. Eigene Bedürfnisse rutschen in den Hintergrund. Ganztages Shoppingtouren oder gar Wochenendausflüge ohne dem Baby sind da eben nicht möglich. Punkt!
  3. Ja… die „Busengeschichte“. Immer wieder hört und liest man wie unglaublich das Aussehen des Busens unter dem Stillen leidet. Hier muss aber gesagt werden, dass, ob die Spannkraft des Busens unter dem Stillen leidet oder nicht, eine reine Frage des Bindegewebes ist und das ist nun mal angeboren bei manchen Frauen besser und bei manchen schlechter. Wer Wert darauf legt, sein Ausgangsgewicht bald wieder erreicht zu haben, sollte auf jeden Fall stillen, denn der extra Kalorienverbrauch durch das Stillen hilft dabei.
  4. Als weiteren Pluspunkt möchte ich auch noch anführen, dass Stillen eine völlig kostenlose Ernährungsform ist. Die hohen Kosten für so eine Maschine und vor allem dann die Kapseln schreckt anscheinend nicht genug ab.

Milchfläschchen, Datenspeicherung und Kapselmüll

Dass die Babynes mittels Onlinedienst über das Smartphone auch noch Daten (Gewicht und Ernährungsdaten) abruft und diese auf Wunsch an den Kinderarzt übermittelt oder auch automatisch neue Kapseln bestellt, wenn der Vorrat zu neige geht, ist ein weiteres No-Go.

Warum Müttern die Fähigkeit aberkannt wird, für ihre Kinder zu sorgen, kann ich nicht nachvollziehen. Jedenfalls verspricht Nestlé auf der Website:

„Wenn Sie das Maschinen Modell mit Online-Dienstleistungen besitzen und Sie diese aktiviert haben, wird My BabyNes täglich rund um die Uhr mit Ihrer Maschine, Ihrem Tagebuch und Ihrer Ernährungsberaterin verbunden sein. So können Sie tagtäglich das Wachstum und die Ernährung Ihres Babys leicht verfolgen.“

Das klappt doch bisher auch ohne APP ganz gut. Da ist wohl nicht nur stillen out sondern auch gleich das Selberdenken…

Nicht zu vergessen auch der anfallende Plastik-Müll durch das Kapselsystem. Die Milchnahrung von Nestlé ist für Babies und Kleinkinder von 0 – 36 Monate erhältlich. Bei 2-7 Mahlzeiten pro Tag je nach Alter des Kindes über drei Jahre hinweg kommt da eine Menge an Plastik-Kapselmüll zusammen. Den schmeißen wir dann obendrauf auf den Berg von Alu-Kaffeekapseln der Nespresso-Maschinen. Ob die Plastikkapseln den gesundheitsschädlichen Weichmacher BPA enthalten, konnte ich nirgends herausfinden…

baby_stillen_Karin_pixelio.de

Stillen ist ein Geschenk für das ganze Leben

Ich habe meine drei Kinder gestillt und bereue es keinesfalls. Stillen ist (physisch und psychisch) die beste, weil natürlichste und gesündeste Ernährungsform für Babies und sie profitieren ihr ganzes Leben lang davon.

Das Stillen gehört mitunter zu den schönsten und intimsten Momenten einer Mutter mit ihrem Kind.

Mehr Infos zum Thema Stillen finden Sie im „Stillbuch“ von der bekannten Hebamme und Stillverfechterin Hanne Lathrop oder auch hier:

Arbeitsgemeinschaft Freier Stillgruppen

LaLecheLiga

Wichtig ist mir abschließend noch zu sagen, dass es natürlich auch Mütter gibt, die aus medizinischen oder anderen persönlichen Gründen nicht stillen können, sehr darunter leiden und deshalb zu Flaschen-Babynahrung greifen müssen.

*Bei allen Frauen, die sich durch diese Aussage diskriminiert, bzw. bei Männern, die sich ausgeschlossen fühlen, entschuldige ich mich 😉

Quelle und Youtube Video © Nestlé Babynes

Bildrechte Vorschau- und Artikelbild Baby beim Stillen © Karin, pixelio.de

 

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Kategorien: Artikel, Essen & Trinken, Gesundheit & Wellness, Kinder & Familie

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2 Comments

  1. Heimberg Daniela schrieb am 6. September 2015 um 10:52

    Sorry, ich bin eine 40j 2fach Mutter, bei meinem ersten Kind hatte ich mehr als genug Muttermilch. Bei meinem zweiten Kind blieb die Milch fast ganz weg. Ich hatte einfach viel zu wenig, auch das Abpumpen brachte keinen Erfolg. Daher musste ich auf Flaschenmilch zurückgreifen. Mein Kleiner erbrach leider Aptamil und er war gefährlich nah dran, künstlich ernährt zu werden. Meine Kinderärztin riet mir, Babyness auszuprobieren, was ich dann auch tat. Ich bin sehr zufrieden mit diesem Produkt, der Kleine verträgt diese Nahrung sehr gut (fast zu gut)

  2. Martin Sautner schrieb am 25. September 2015 um 14:10

    Wahnsinn, dieser Konzern schreckt einfach vor nichts zurück. Reicht es nicht, Wasserquellen in Afrika bzw. Asien zu kaufen und zuzusehen, wie dortige Kinder am Verdursten sind – ganz offensichtlich nicht. Dass Ärzte derartige Produkte empfehlen, liegt wohl daran, dass sie dafür (indirekt oder direkt) bezahlt werden… Eine Welt ohne Nestle wäre für uns alle tausend Mal besser!

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